Insbesondere durch die immens hohe Anzahl an Muskelverletzungen im Sport, die je nach Sportart bis zu knapp 50% aller Sportverletzungen ausmachen [1], erscheint eine zeitgemäßere Einteilung (unabhängig von unspezifischen Ausdrücken wie "Pferdekuss" oder "Muskelprellung") notwendig.
Hat man die Schwere der Verletzung erst einmal richtig diagnostiziert bzw. klassifiziert und bezieht sich dabei nicht nur auf Wörter wie "Zerrung" oder "Prellung", sondern nennt in der Diagnose Größe und genauen Ort der Muskelverletzung, lassen sich Therapiestrategien herleiten. Darüber hinaus macht eine genaue Diagnose eine konkretere Aussage über eine mögliche Ausfallzeit möglich - ein Fakt, den man im Profisport nicht unterschätzen darf.
In den vergangenen Jahren hat sich national wie international die "Münchener Klassifikation" von HW Müller-Wohlfahrt, P Ueblacker, L Hänsel durchgesetzt. Das Münchener Orthopädiezentrum ist weltweit für die exzellente Versorgung von Muskelverletzungen bekannt.
2014 wurde ein neues Klassifizierungsmodell von N Pollock, Arzt der Britischen Leichtathleten, vorgestellt. [1]
Jede Verletzung wird nach Schwere und Ort eingeteilt.
Schweregrad
Die Schwere der Verletzung wird mit den Zahlen 0-4 beziffert.
Grad 0: Muskelverletzungen, bei denen die Diagnose überwiegend durch die körperliche Untersuchung gestellt wird. Per Ultraschall oder MRT lassen sich in der Regel keine strukturellen Veränderungen erkennen. In diese Klasse fallen: Ermüdungsbedingte Muskelverhärtung, neurogene Muskelverhärtung, Muskelkater
Grad 1-4: Muskelverletzungen, die sich mit bildgebenden Verfahren nachweisen lassen.
Lokalisierung
Darüber hinaus wird jede Muskelverletzung nach ihrem Ort klassifiziert:
a) myofaszial
b) muskulotendinöser Übergang
c) intratendinös
[1] Noel Pollock, Steven L J James, Justin C Lee, Robin Chakraverty. British athletics muscle injury classification: a new grading system. BJSM
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