Knieschmerzen können in seltenen Fällen durch Kompression auf den Nervus obturatorius (im Becken) ausgelöst werden. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Obturatorius-Neuralgie bzw. das Howship-Romberg Zeichen.
Der Nervus obturatorius entspringt dem Plexus lumbalis, verläuft durch das Becken und den Canalis obturatorius. Er innerviert sensibel einen kleinen Bereich am medialen Oberschenkel. In diesem Bereich und/oder am medialen Kniegelenk und/oder im Leistenbereich (Schmerzausstrahlung) kann es zu Schmerzen kommen, wenn der Nerv irritiert bzw. komprimiert wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn sich eine Beckenhernie ins Becken vorwölbt und auf den Nervus obturatorius drückt. Obwohl sich das auslösende Ereignis (Hernie) im Becken befindet, kommt es zu einer Schmerzprojektion auf das Innervationsgebiete des Nervus obturatorius am medialen Oberschenkel, häufig als Knieschmerzen wahrgenommen.
Schädigungen des Nervens können im schwerwiegenderen Stadium auch zu Ausfällen der durch den N. obturatorius innervierten Muskulatur führen (Lähmung der Adduktoren). Die Obturatorius-Neuralgie kann grundsätzlich durch jegliche Art von Nervenkompression ausgelöst werden, also z.B. auch Beckenfrakturen oder Tumore.
Die Diagnose "Beckenhernie" ist schwierig zu stellen. Beckenhernien treten gehäuft bei älteren Frauen auf. In Kombination mit Schmerzen am distalen Oberschenkel/medialen Knie sollte hier immer die Diagnose Beckenhernie in Betracht gezogen werden. Auch ohne Howship-Romberg Zeichen sollte differentialdiagnostisch an eine Hernie gedacht werden. Wenn die Palpation der Hernie nicht möglich ist, kann ein CT des Beckens und des Oberschenkels Aufschluss geben. [1]
[1] http://europepmc.org/abstract/med/2192470
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen